Erektionsstörungen – Lustlosigkeit – Vorzeitiger Samenerguss – Vaginismus – Sexsucht – …
Sexuelle Probleme sind oft Themen in Therapiesitzungen. Dabei ist es nicht selten so, dass die Person selbst die sexuelle Störung gar nicht so sehr als Problem sieht. Der häufigste Anlass, dieses Thema bearbeiten zu wollen, ist die Angst, die Beziehung zum/r PartnerIn damit zu gefährden. Er/sie wird mich irgendwann verlassen, weil ich dieses sexuelle Problem habe.
Ein weiterer Anlass ist, als Mann/ als Frau gut „performen“ zu können, als Mann/Frau sexuell „gut“ agieren zu können. Sexuelle Performance hat sich in letzter Zeit zu einem Anspruch entwickelt, was insofern problematisch ist, da für eine gesunde, natürliche Sexualität Entspannung eine Grundbedingung ist. Und Sexuelle Performance mit dem Anspruch, etwas vorzeigen zu können, schafft Spannung.
Aber natürlich ist auch ein Anlass der, für sich selbst eine erfülltere, entspanntere Sexualität leben zu können und oft gibt es bereits die Erkenntnis, dass sexuelle Probleme Ursachen haben, die in der eigenen sexuellen Geschichte, in den eigenen Erfahrungen seit frühester Kindheit, liegen. In der Arbeit mit dem Thema Sexualität geht es um individuelle frühe prägende Erfahrungen, um Verletzungen in diesem Bereich, um Blockierungen und erworbene destruktive Einstellungen. Es geht um eine behutsame Annäherung an die individuellen Erfahrungen und ein Verstehen der Zusammenhänge. Das Ziel ist, zu einer lebendigen und natürlichen Sexualität zurückzufinden, einer Sexualität als Ausdruck von Lebensfreude, Liebe zu sich selbst und zum/r PartnerIn.
Lust – Genuss – Sinnlichkeit – Erotik – Intimität – Tantra – …
Sexualität ist in seiner reinsten Form Ausdruck von Lebensenergie und Lebensfreude sowie Nähe und Zuneigung zu geliebten Menschen. Frei fließende, nicht unterdrückte sexuelle Energie zeigt sich in einer erfüllten Partnerschaft genauso wie in aufkeimender Kreativität, beruflicher Motivation und Lebensfreude im Alltag. Umgekehrt haben Symptome wie Unlust, Depression oder Lieblosigkeit sich selbst oder anderen gegenüber oft ihren Ursprung in einer blockierten sexuellen Libido.
Immer mehr Menschen erkennen das und suchen daher Wege, ihre Lustfähigkeit, Genussfähigkeit, oder ihr Vermögen, Sinnlichkeit und Erotik zu spüren, zu entwickeln und zu vergrößern. In Sexualtherapeutischen Selbsterfahrungs-, Einzel- und Paarsitzungen sowie Seminaren können Sie mit dem/der TherapeutIn diesen Themen in Ihnen behutsam auf den Grund gehen und Bereiche wie individuelle Überzeugungen zu Sexualität, Sexodynamik, Beziehungsmuster, Wünsche und Phantasien oder Erregungsmodi beleuchten.
Angebot im Therapiezentrum Hyrtlgasse
- Sexualtherapie,
- Sexualtherapeutische Einzelselbsterfahrung,
- Paarsitzungen,
- Seminare
Erstgespräch:
im Erstgespräch klären Sie mit dem/der TherapeutIn, ob eine Sexualtherapie zu Ihrer Thematik passt oder ob andere Vorgangsweisen sinnvoller sind. Sie können alle Fragen stellen, die Ihnen wichtig sind und Sie können den/die TherapeutIn kennen lernen und er/sie Sie. Eine Therapie ist immer auch ein Vertrauensverhältnis zwischen zwei Menschen, deshalb ist es wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen, das Gegenüber kennen zu lernen.
Therapiedauer:
Die Dauer einer Sexualtherapie kann sehr unterschiedlich sein. Oft reichen 10-15 Sitzungen, um konkrete Fortschritte zu erzielen, manchmal sind längere Phasen notwendig um tiefreichendere Dynamiken aufzuarbeiten. Die übliche Frequenz beträgt 1 Sitzung pro Woche.
Kosten:
Die Therapiekosten entsprechen den für Österreich üblichen Honorarsätzen, zur Zeit ca. 90.- – 150.-, genauere Angaben erfragen Sie bei dem/der jeweiligen TherapeutIn. Krankenkassen erstatten Therapiekosten anteilig zurück, die Gebietskrankenkasse erstattet zur Zeit 28.- pro Therapieeinheit zurück. Hierzu ist ein Antragsformular notwendig, in dem der/die TherapeutIn die Behandlungsnotwendigkeit begründet und das der/die PatientIn bei seiner/ihrer Krankenkasse einreicht. Weitere Informationen gibt Ihnen der/die jeweilige TherapeutIn und Ihre Krankenkasse.
Der Zugang der körperorientierten Psychotherapie findet zunehmend Eingang in die Sexualtherapie. Im Anschluss dazu die Abschrift eines Vortrages für die „Gesundheitstage 2008 der Stadt Wien“ von Mag. Wolfgang Berger:
„Orgasmusreflex – Sexualität heilen und entfalten mit Körpertherapie“
oder „Sexualität ist Bio-Energie“ – von blockierter Energie zu Orgasmusreflex
Günther kommt aufgrund zunehmender Erektionsstörungen in die therapeutische Praxis. Er ist organisch gesund und der Arzt sagt, dass es „vom Kopf kommt“. Günther beschreibt keine besonderen psychischen Auffälligkeiten, er führt eine langjährige Ehe, die sowohl er als auch seine Frau als erfüllend und liebevoll beschreiben und er gibt viel Energie in seinen Beruf als HTL-Lehrer, als der er als besonders genau und korrekt gilt. In einer ersten körpertherapeutischen Wahrnehmungsübung kann er seinen Körper überall spüren und beschreiben. Nach ersten Atemübungen intensiviert sich das Körpergefühl für Günther und er nimmt besonders viel Kraft im Becken und im Genitalbereich wahr, gleichzeitig jedoch so etwas wie eine Trennung des Energieflusses nach oben.
Günther beschreibt das, was Wilhelm Reich, Psychotherapeut, direkter Schüler von Sigmund Freud und Begründer der körperorientierten Psychotherapie, als bioenergetische Blockade bezeichnet. Bioenergetische Blockaden sind Bereiche in unserem Körper, die den Energiefluss, den „Elan Vital“ (Freud) oder das „Chi“ (nach fernöstlicher Bezeichnung) behindern, ihn bremsen oder stocken lassen. Was ist dieser Energiefluss, was ist Bioenergie? In der Sexualität – vielleicht besser: in der frei fließenden Sexualität – spüren wir diesen Energiefluss als Wellen der Erregung, als unwillkürliches Zucken, Zittern, als plötzliche Laute der Lust, als Pulsieren im Orgasmus oder in unkontrollierten Bewegungen. Bioenergie ist das, was einen lebendigen von einem toten Körper unterscheidet, sie ist die Verbindung zwischen Körper und Geist, sozusagen das „missing link“ zwischen Psyche und Soma. Bioenergie ist das, was z.B. kleine Kinder im Sandkastenalter innerhalb Minuten lachen lässt, zu Tode betrübt sein lässt, freudig einem Ball nachspringen lässt und sich bei der Mutter Halt und Geborgenheit suchen lässt. Bioenergie an sich ist unschuldig, wenn Bioenergie frei fließt ist sie Ausdruck von Leben, von all dem, was wir an Impulsen, Wünschen, Hoffnungen, Lebenskraft und Lebensliebe in uns tragen.
Ich möchte Sie diese Energie in einer Kurzübung spüren lassen: schütteln Sie beide Hände so kräftig wie möglich – schütteln – schütteln – schütteln, ca. 15 Sekunden lang – und jetzt STOP – halten Sie inne, keine Bewegung: das, was Sie jetzt in Ihren Händen spüren, ist bewegtes Chi, Bio-Energie.
Während Günther über die Energietrennung zwischen oben und unten spricht fällt ihm auf, dass er dieses Gefühl des „sich Haltens“ sehr oft in seinem Leben hat. Im Beruf genauso wie in der Freizeit, er hat oft den Eindruck, dass er sich zusammenreissen muss, damit die Dinge gut laufen und Disziplin ist ein hoher Wert für ihn. Das geht oft so weit, dass er starke Rückenschmerzen bekommt.
Wilhelm Reich experimentierte sehr viel mit Bioenergie, er fand heraus, dass wir Menschen entsprechend unserer frühkindlichen Prägungen und entwickelten Charakterstrukturen Rückhaltemuster aufbauen, die unsere Lebensenergie zunehmend zurückhalten und stauen. Der Körper muss dann mit der Zeit stärker reagieren und entwickelt unterschiedliche Ausprägungen dieser Rückhaltungen, Funktionsstörungen, psychosomatische Störungsbilder bis hin zu manifesten organischen Krankheitsbildern.
Günther beschreibt, dass er sich bezüglich Emotionen oft zurückhält. In einer Aggressionsausdrucksübung bekommt er die Anleitung, mit einem Polster eine Schlagbewegung auszuführen, dabei zu atmen und die Stimme lauter werden zu lassen. Günther tut sich sehr schwer damit und lange Zeit kommt es ihm so vor, als ob ihn Innen etwas zurückhält. An einem gewissen Punkt bricht es dann aber aus ihm heraus und er ist selbst erstaunt, welche massive aggressive Kraft da auf einmal sichtbar wird.
Die Schlüssel zu Lebensenergie, Bio-Energie, sind Atem, Stimme und Bewegung. Wenn Sie wenig Leben spüren wollen, sitzen Sie still, atmen Sie flach und sagen Sie nichts. Wenn Sie tief durchatmen, die Stimme erheben und z.B. die Arme ausbreiten, spüren Sie sogleich mehr „Energie“. Alexander Lowen, Begründer der Bio-Energetik und wiederum direkter Schüler von Wilhelm Reich, erzählte einmal folgende Begebenheit:
„Ich habe einmal mit einem jungen Mann gearbeitet, dessen Körper sehr wenig lebendig war. Er war angespannt und zusammengezogen; seine Augen waren trüb, seine Hautfarbe war fahl, seine Atmung flach. Als er begann, tiefer zu atmen und einige therapeutische Übungen zu machen, wurde sein Körper lebendiger. Seine Augen hellten sich auf, seine Haut rötete sich; er empfand in manchen Teilen seines Körpers ein Kribbeln, und seine Beine begannen zu vibrieren. Aber dann sagte er zu mir: „Mann, das ist zu viel Leben. Das kann ich nicht aushalten.“
Ich glaube, in gewissem Maß sind wir alle in derselben Lage wie dieser junge Mann. Wir möchten lebendiger sein und mehr spüren, aber wir haben Angst davor.“
(A.Lowen, Bioenergetik für Jeden, 1977 P. Kirchheim Verlag München).
Leben, Lebendigkeit macht Angst und gleichzeitig sehnen wir uns danach. Besonders stark erleben wir das im Zusammenhang mit Sex. Wann erlauben wir uns, uns dieser Lebendigkeit hinzugeben, in ihrer ganzen, im Grunde unschuldig animalischen Kraft, mit vollem Atem, Lauten der Entzückung, unwillkürlichen Bewegungen, natürlichen Wellen und Pulsation? Wie oft atmen wir kaum, lassen keinen Ton über die Lippen und bewegen – als Mann – das Becken gerade so viel vor und zurück, dass der vorzeitige Samenerguss passieren kann oder lassen – als Frau – das ganze still haltend über uns ergehen. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte manifestieren sich dann bio-energetische Rückhaltemuster und verursachen die üblichen Störungsbilder der Sexualität wie Erektionsstörungen, vorzeitiger Samenerguss, Lustlosigkeit, vaginale Krämpfe, usw.
Günther macht jetzt bereits seit einem halben Jahr körpertherapeutische Sitzungen und er beschreibt, dass er seinen Körper, seinen Atem und den Fluss bzw. die Blockaden der Bioenergie um ein Vielfaches genauer wahrnehmen kann. Er sagt, dass es für ihn sehr neu und eine Überwindung war, z.B. sich zu erlauben seine Stimme zu erheben, dass aber gerade der erste Schrei etwas ihn ihm in Fluss gebracht hat, und auch die ungewöhnlichen Bewegungen und Übungen konnten ihn erst fühlen lassen, wie starr sein Körper und wie gehalten seine Lebensenergie bereits waren. Günther beschreibt, dass sein Leben anders verläuft. Er geht mehr in die Natur, der Kontakt zu seinen Kindern ist ihm wichtiger geworden und er besucht seit neuestem mit seiner Frau einen Tanzkurs. Die Erektionsstörungen haben deutlich abgenommen, in der Sexualität entstehen plötzlich mehr Gespräche und er entdeckt neue Formen der sexuellen Begegnung mit seiner Frau.
Zu unserer ursprünglichen, ureigenen, frei fließenden Lebensenergie können wir zurückfinden. Der körpertherapeutische Ansatz von Wilhelm Reich hat sich in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichen Schulen weiterentwickelt und elaboriert. In der modernen Körperarbeit geht es darum, behutsam ein Verständnis des eigenen Körpers zu entwickeln, Rückhaltemuster zu erkennen und mit fachlicher Anleitung langsam körpertherapeutisch an diesen Mustern zu arbeiten und dabei eventuell damit verbundene psychische Inhalte wie negative Erfahrungen oder Traumata aufzuarbeiten. Es ist die unvermeidliche Arbeit an den Wurzeln der Störung, ein Hinschauen dorthin, wo die Lebensenergie, der Elan Vital, gebremst oder blockiert wird und ein wieder ins Fließen bringen unserer ureigenen, natürlichen Energie.
Das Ergebnis davon bezeichnete Wilhelm Reich als „Orgasmusreflex“, das freie Pulsieren unseres Organismus. KlientInnen beschreiben oft eine neue Dimension der Wahrnehmung des eigenen Körpers und des Erfahrens von Sexualität. Was auch immer das subjektive Gefühl ist oder wie auch immer die Bezeichnung der Lebensenergie lautet, gerade Sexualität ist der Bereich, in dem die Blockaden der Lebensenergie am stärksten sichtbar werden. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: jeder Mensch trägt alles in sich, das Potenzial zu erfüllender, entspannter, liebevoller, energetischer Sexualität, zu Lebendigkeit, Lebenskraft, Lebenssinn, Freude, Glück. Jeder Mensch kann an sich, an und mit seinem Körper arbeiten und zu seinem ureigenen, natürlichen Energiefluss zurückfinden. Jeder Mensch trägt den Orgasmusreflex in sich und dieser wartet darauf, sich entfalten zu dürfen…
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
LITERATUR:
David Schnarch: DIE PSYCHOLOGIE SEXUELLER LEIDENSCHAFT. 2006 Verlag Klett Cotta
Ludwig Bernhard: ANLEITUNG ZUR SEXUELLEN UNZUFRIEDENHEIT. 2008 Goldmann Verlag.
Cris Evatt: MÄNNER SIND VOM MARS, FRAUEN VON DER VENUS – Tausend und ein kleiner Unterschied zwischen den Geschlechtern. 2005 Piper Verlag.
Anne West: WARUM MÄNNER SO SCHNELL KOMMEN UND FRAUEN NUR SO TUN ALS OB – Eine Gebrauchsanweisung für das andere Geschlecht. 2003 Verlag Droemer-Knaur.
Esther Elisabeth Schütz & Theo Kimmich: KÖRPER UND SEXUALITÄT – Entdecken, verstehe, sinnlich vermitteln. 2007 Orell Füssli Verlag
Christopher Ryan & Cacilda Jetha: SEX – Die wahre Geschichte. 2016 Klett-Cotta
Videos:
Dr. Lindsey Doe: Sexplanations on Youtube https://www.youtube.com/channel/UCkxMlA7rt-mnIc1AjbyAsPw.
Websites:
ZISS Züricher Institut für klinische Sexologie & Sexualtherapie https://www.ziss.ch/
lilli https://www.lilli.ch/
Beratung zu Sexualität, Verhütung, Beziehung, Gewalt, Frauen- und Männerthemen
Paare, Partnerschaft, Beziehung:
Thomas Trobe, M.D.: LIEBE IST (K)EIN KINDERSPIEL. 2006 Verlag Friedhelm Schrodt.
Thomas Trobe, M.D.: LIEBESKUMMER LOHNT SICH DOCH. 2003 Verlag Friedhelm Schrodt.
Thomas Trobe, M.D. & Amano Trobe: WENN SEX INTIM WIRD. 2008 Innenwelt Verlag.
Harville Hendrix: SO VIEL LIEBE WIE DU BRAUCHST – Der Wegbegleiter für eine erfüllte Beziehung. 2009 Renate Götz Verlag.
Männer:
Björn Thorsten Leimbach: MÄNNLICHKEIT LEBEN – Die Stärkung des Maskulinen. 2016 Ellert & Richter Verlag.
Dirk Bange: SEXUELLER MISSBRAUCH AN JUNGEN – Die Mauer des Schweigens. 2007 Hogrefe Verlag.
Dieter Schnack & Rainer Neutzling: DIE PRINZENROLLE – Über die männliche Sexualität. 1995 Rowohlt Verlag.
Frauen:
Elia Bragagna, Rainer Prohaska: WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL. 2010 Verlag Carl Ueberreuter
Margrit Brückner: DIE LIEBE DER FRAUEN – Über Weiblichkeit und Misshandlung. 1991 Fischer Verlag
Maja Storch.: DIE SEHNSUCHT DER STARKEN FRAU NACH DEM STARKEN MANN. 2002 Wilhelm Goldmann Verlag