Im Therapiezentrum Hyrtlgasse werden vorwiegend folgende psychotherapeutische Methoden angewendet:

Körperorientierte Psychotherapie

Klientenzentrierte Therapie

Konzentrative Bewegungstherapie

 

Körperorientierte Psychotherapie

Körperorientierte Psychotherapie ist ein methodischer Zugang, der von Wilhelm Reich entwickelt wurde. Reich war ein Schüler Sigmund Freuds und erweiterte das psychoanalytische Verständnis um die Erkenntnis, daß sich unbewußte Inhalte auch auf körperlicher Ebene manifestieren. Psychische Inhalte und Gegebenheiten zeigen sich demnach im Körper durch Besonderheiten des Muskeltonus, des Gewebes, bestimmter Atemmuster, Veränderungen vegetativer Funktionen wie Verdauung oder Pulsfrequenz usw. Alle spezifischen Ausprägungen ergeben dann zusammen den sogenannten „Charakterpanzer“, d.h. die physische Ausdrucksform psychischer Korrelate. Reich beschreibt hierzu eine Charaktertypologie, wobei er Fixierungen in bestimmten analytischen Entwicklungsphasen (im wesentlichen orale, anale, genitale Phase) Entsprechungen in der Körperstruktur zuordnet.

Die Körperarbeit entwickelte nun verschiedene Methoden und Techniken, die z.B. mit Übungen oder auch massageähnlichen Griffen am Körper ansetzen und dadurch Zugang zu psychischen Inhalten ermöglichen. Wesentliche Elemente sind dabei u.a. die freie Pulsation durch Körpersegmente, die Wahrnehmung und der Ausdruck von verdrängten, unbewußten oder blockierten Bewußtseinsinhalten dieser Segmente, die Arbeit mit Atmung und Stimme sowie die Wahrnehmung des Menschen von sich selbst als energetisches Wesen mit rhythmischen Zyklen von Spannung – Ladung – Entladung – Entspannung auf körperlicher und psychischer Ebene.

Die körperorientierte Psychotherapie arbeitet mit unterschiedlichen Interventionen je nach Indikation und dem individuellen Entwicklungsprozess entsprechend, zur besseren Vorstellung seien hier einige Beispiele angeführt:

  • Grounding: Übungen, um sich im Körper zu festigen, „geerdet“ zu werden, Standfestigkeit zu bekommen, mit beiden Beinen am Boden zu stehen, sich des Körpers zu „besinnen“, die Sinneswahrnehmung zu sensibilisieren
  • Atem: Übungen zum Erkennen von Atemmustern, z.B. zu „flach“ zu atmen, womit ein herabgesetztes Energieniveau und psych. Blockaden einhergehen
  • Stimme: Übungen zum stimmlichen Ausdruck, Befreiung z.B. gepreßter oder besonders leiser Stimme und damit emotionaler Ausdrucksfähigkeit

Schulen der Körperarbeit:
ausgehend von der Vegetotherapie W. Reichs entwickelte sich eine Reihe von verwandten Methoden, die bekanntesten sind
Bioenergetik (A. Lowen),
Biosynthese (D. Boadella),
Biodynamik (G. Boeysen),
Primärtherapien (Casriel, Janov),
Emotionale Reintegration (P. Bohlen)

 

Klientenzentrierte Therapie

Klientenzentrierte Therapie wurde in den 40er Jahren von Carl Rogers (1902-1987) begründet. Der Klientenzentrierten Therapie liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Mensch über ein ihm innewohnendes Potenzial zur Selbstverwirklichung („Selbstaktualisierungstendenz“) verfügt. In der therapeutischen Praxis gilt es, die Spaltung („Inkongruenz“) zwischen Selbstkonzept und aktuelle Erfahrung aufzuheben, die sich in Leidenszuständen und Störungen niederschlägt. Für den Psychotherapeuten sind folgende drei Grundeinstellungen wichtiger als konkrete technische Interventionen: Empathie (nicht wertendes, einfühlendes Verstehen), Akzeptanz (unbedingte Wertschätzung) und Kongruenz (Echtheit). Diese „notwendigen und hinreichenden Bedingungen“ ermöglichen es dem Klienten, mehr Vertrauen zu sich selbst zu gewinnen, eine eigene innere Bewertungsinstanz zu entwickeln und zunehmend offen für Veränderungen zu werden. In der Verwirklichung des klientenzentrierten Ansatzes bleibt ein weiter Rahmen zur Integration von anderen Elementen (Übungen, Berührung, Spiel etc.), der je nach Persönlichkeit des Therapeuten variiert. Diese Therapieform wird sowohl in Einzelsitzungen als auch in Gruppen (Encountergruppen) angewandt. (nach Gumhalter, Teichmann-Wirth, Voracek, Stumm: Handbuch für Psychotherapie, Falter 1996)

 

Konzentrative Bewegungstherapie

In der Konzentrativen Bewegungstherapie wird der Körper als Ort des gesamten seelischen Geschehens verstanden. Über die genaue Wahrnehmung Ihres Körpers in Ruhe und Bewegung und über die Wahrnehmung von Äußerem (Gegenstände, Boden, Raum) machen Sie Erfahrungen im Hier und Jetzt und bekommen so Zugang zu Ihrer Innenwelt. Das, was Sie mit und in Ihrem Körper wahrnehmen und ausdrücken wird als symbolisierte Erfahrung (Lebensgeschichte) verstanden. Auf diese Weise erkennen Sie sowohl Mängel und Schwächen als auch Stärken und alles, was Ihnen in Ihrem Leben hilfreich zur Verfügung steht (Ressourcen). Mit Unterstützung der Psychotherapeutin bzw. des Psychotherapeuten können Sie neue Möglichkeiten, mit sich und der Umwelt umzugehen, entwickeln und erproben sowie neue Erfahrungen verkörpern. Die Grundlage der Therapie sind Erleben und Handeln und außerdem das Sprechen, damit Ihnen das Erlebte deutlich bewusst wird, Sie es mitteilen und für sich nützen können.

Die KBT bezieht sich im Wesentlichen auf drei Strömungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts:

  1. die philosophische Tradition der Phänomenologie und des Existentialismu
  2. die bewegungs- und wahrnehmungsorientierte Körperarbeit (nach Elsa Gindler) und
  3. tiefenpsychologische Theorien

Der Münchner Arzt und Psychoanalytiker Helmut Stolze erprobte die Methode im universitär-klinischen Bereich und gab ihr 1958 den Namen Konzentrative Bewegungstherapie (KBT). Von da an war die KBT bei den Lindauer Psychotherapiewochen als psychotherapeutisches Verfahren vertreten.Im April 2001 erfolgte die Anerkennung durch das Bundesministerium für Gesundheit als wissenschaftlich eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren.